Der Blick in den Spiegel: Frauenbilder
- Thema
- Geschlechtergerechtigkeit Lyrik Droste BNE
- Alter
- 14–19
- Dauer
- 120 Minuten
- Material
- Text
- Sprache
- Deutsch
Schaust du mich an aus dem Kristall,
Mit deiner Augen Nebelball,
Kometen gleich die im Verbleichen;
Mit Zügen, worin wunderlich
Zwei Seelen wie Spione sich
Umschleichen, ja, dann flüstre ich:
Phantom, du bist nicht meines Gleichen!
Bist nur entschlüpft der Träume Hut,
Zu eisen mir das warme Blut,
Die dunkle Locke mir zu blassen;
Und dennoch, dämmerndes Gesicht,
Drin seltsam spielt ein Doppellicht,
Trätest du vor, ich weiß es nicht,
Würd' ich dich lieben oder hassen?
Zu deiner Stirne Herrscherthron,
Wo die Gedanken leisten Frohn
Wie Knechte, würd ich schüchtern blicken;
Doch von des Auges kaltem Glast,
Voll todten Lichts, gebrochen fast,
Gespenstig, würd, ein scheuer Gast,
Weit, weit ich meinen Schemel rücken.
Und was den Mund umspielt so lind,
So weich und hülflos wie ein Kind,
Das möcht in treue Hut ich bergen;
Und wieder, wenn er höhnend spielt,
Wie von gespanntem Bogen zielt,
Wenn leis' es durch die Züge wühlt,
Dann möcht ich fliehen wie vor Schergen.
Es ist gewiß, du bist nicht Ich,
Ein fremdes Daseyn, dem ich mich
Wie Moses nahe, unbeschuhet,
Voll Kräfte die mir nicht bewust,
Voll fremden Leides, fremder Lust;
Gnade mir Gott, wenn in der Brust
Mir schlummernd deine Seele ruhet!
Und dennoch fühl ich, wie verwandt,
Zu deinen Schauern mich gebannt,
Und Liebe muß der Furcht sich einen.
Ja, trätest aus Kristalles Rund,
Phantom, du lebend auf den Grund,
Nur leise zittern würd ich, und
Mich dünkt - ich würde um dich weinen!
Aufgaben – Fragen - Impulse
- Mache dir Notizen zu deinen ersten Eindrücken, Fragen, Assoziationen, Deutungsansätzen.
- Entscheidet gemeinsam, ob das zunächst jede*r für sich macht, ob ihr auch für die weitere Arbeit eine Gruppe bildet oder ob ihr ein kollaboratives Instrument (wie z.B. ein Etherpad) verwendet.
- Zu Erinnerung: Zu den ersten Markierungen gehören auch Versnummerierung, Strophennummerierung, Markierung des Reimschemas mit Kleinbuchstaben, Markierungen für das Versmaß mit Akzentzeichen und senkrechten Strichen.
Einen Umweg zum Gedicht nehmen
Aufgaben – Fragen - Impulse
- Nimm einen möglichst großen Spiegel und stelle oder setze dich vor diesen in etwa einem Meter Abstand. Achte darauf, dass du Ruhe hast und nicht gestört wirst. Stell dich oder den Spiegel so hin, dass du dich gut sehen kannst und ausreichend gut Licht hast. Stelle einen Timer auf 10 Minuten. Betrachte dich im Spiegel.
Mache Dir anschließend Notizen. Wie hast Du den Blick in den Spiegel erlebt?
Berichtet euch gegenseitig im Unterricht davon. Vielleicht macht ihr Kleingruppen, dann erzählt es sich leichter.
Bildet Paare und stellt euch einander gegenüber. Eine*r von euch spielt das Spiegelbild des anderen und versucht alles, was diese*r macht exakt nachzuahmen – Haltung, Bewegungen, Gesten, Mimik. Macht zunächst nur kleine, ruhige Bewegungen. Man kann die Entfernung zur gedachten Spiegelfläche dann auch verändern und auf Abstand gehen und großräumigere Bewegungen machen oder ganz nah herangehen, mit den Fingern oder dem Gesicht. Wichtig ist: Es bleibt immer eine trennende Scheibe zwischen dir und deinem Spiegelbild.
Stellt den Timer auf 5 Minuten. Wechselt dann die Rollen für weitere 5 Minuten.
[Anmerkung für Lehrer*innen: Diese beiden Übungen oder eine von ihnen können natürlich auch der Textlektüre vorausgeschickt werden.]
Mit anderen Augen lesen
Aufgaben – Fragen - Impulse
Lies das Gedicht »Das Spiegelbild« nun noch einmal. Mache dir anschließend zu folgenden Fragen Notizen und besprich sie mit deinen Mitschüler*innen:
- Fallen dir jetzt andere Dinge auf?
- Wie nimmst du jetzt die Spiegel-Situation wahr?
- Beschreibt das Gedicht zwei Frauen oder eine Frau?
- Charakterisiere die Frau, die in den Spiegel schaut.
- Charakterisiere die Frau im Spiegel.
- Charakterisiere die Beziehung zwischen den beiden Frauen.
Begegnung mit ... Maren Gottschalk
Maren Gottschalk. Foto: Sandy Craus/ fotografieonair
Bildquellen:
1. https://www.arsedition.de/produkt/women-11547
2. https://www.ullmannmedien.com/shop/kinderbuecher/lernbuecher/entdecke-ueber-200-starke-frauen/
3. https://www.m-vg.de/mvg/shop/article/14916-furchtlose-frauen-die-nach-den-sternen-greifen/
4. https://www.kiwi-verlag.de/buch/karen-duve-fraeulein-nettes-kurzer-sommer-9783462054187
5. https://www.carlsen.de/softcover/frauen-die-die-welt-veranderten/978-3-551-25228-9
- Leiht euch in der Schulbibliothek oder der Stadtbibliothek Bücher mit Frauenbiographien aus. Schreibt eine Rezension.
- Vergleicht eure Rezensionen
- An welche Zielgruppe ist mein Buch gerichtet?
- Wie viele Frauen werden wie ausführlich porträtiert?
- Ist das Buch eher unterhaltend oder eher informierend?
- Hat das Buch einen wissenschaftlichen Anspruch?
- Arbeitet das Buch mit der Kombination aus Text und Bild/ Grafik?
- Wie ist das Buch sprachlich gestaltet? Ist es rein non-fiktional oder gibt es einen fiktionalen Anteil?
- Prüft das Buch im Hinblick auf die sieben Thesen von Maren Gottschalk.
- Hinweis: Auch zu Annette von Droste-Hülshoff gibt es etliche Biographien und Romanbiographien. Recht aktuell, 2018 erschienen ist »Fräulein Nettes kurzer Sommer« von Karen Duve, in dessen Zentrum eine Liebesgeschichte steht, die Droste als junge Frau erlebt hat.
Aufgaben – Fragen - Impulse
- Recherchiert über Frauen, die ein Vorbild sein können. Dazu muss man natürlich zunächst eine bestimmte Frau in den Blick nehmen. Hier ein paar Ideen, wie ihr fündig werden könnt:
- Gab es Frauen, die an eurer Schule gelernt haben und danach erfolgreich geworden sind?
- Welches sind die großen Töchter eurer Stadt? Im Stadtarchiv könnte es Antworten geben.
- Du hast bestimmt ein Hobby. Wer ist die erfolgreichste Frau deiner Stadt in diesem Hobby?
- Welche Künstlerinnen leben und arbeiten in deiner Stadt?
- …
2. Nun nehmt den Faden in die Hand und recherchiert weiter. Bei sehr berühmten Frauen werdet ihr natürlich im Netz fündig. Analog zu den tollen Seiten zu Annette von Droste-Hülshoff (s. oben), gibt es vielleicht auch zu eurer Heldin Internetseiten. Oder es gibt sogar ein Museum, das an sie erinnert.
Scheut euch nicht, dazu Einrichtungen und Informant*innen zu kontaktieren. Im Gespräch mit Menschen, die eure Begeisterung für eine Person, ein Leben teilen, wird die Suche umso spannender!
Zum Beispiel... eine Plakatreihe:
Quelle: Carla Büsch
Je nachdem, in welchem Rahmen ihr euch vorstellen könnt, die Ergebnisse eurer Arbeit zu präsentieren bzw. welche inhaltliche Ausgestaltung ihr euch wünscht, kämen folgende Institutionen für eine Zusammenarbeit in Frage. Manchmal existiert schon eine Zusammenarbeit, an die man anknüpfen kann:
Euer Projekt kann viele verschiedene Präsentationsformate haben. Hier eine kleine Auswahl:
- eine Plakatreihe (auf einem Schulflur, in der Stadtbibliothek, in den Einzelhandelsgeschäften der Stadt usw.),
- eine Lesung. Am Tag der Frau oder an einem passenden Gedenktag führt ihr eine Lesung mit Texten von und über die geehrte/n Frau/en durch, passende Live-Musik kann den Abend begleiten,
- eine Artikelreihe. Auf eurer Schulhomepage wird ein Mal im Monat das Porträt einer berühmten Frau präsentiert,
- eine Podcast-Reihe. In einer Reihe von Audiosendungen werden Mitschülerinnen und ihre Heldinnen porträtiert, dabei steht nicht nur die berühmte Frau, sondern auch die Mitschülerin im Focus, die unterwegs ist, ihrem Vorbild nachzueifern,
- in einer gemeinsamen Veranstaltung werden am Girls-Day mit ZONTA Schülerinnen der verschiedenen weiterführenden Schulen vorgestellt, die von ihrer Schule nominiert sind, weil sie aktiv, erfolgreich, einflussreich geworden sind.
- in Kooperation mit dem Altenheim stellt ihr die Biographien von Seniorinnen vor. Bildet Paare – je ein*e Schüler*in porträtiert eine alte Frau. Nach mehreren Treffen, bei denen die alten Frauen aus ihrem Leben erzählen dürfen, schreibt ihr die Biographie auf. Ihr werdet erstaunt sein, welche unglaublichen Geschichten ihr zu hören bekommt!