Der Blick in den Spiegel: Queer
- Thema
- Droste BNE
- Alter
- 14–19
- Material
- Bild Text
- Sprache
- Deutsch
Ich steh' auf hohem Balkone am Turm,
Umstrichen vom schreienden Stare,
Und laß' gleich einer Mänade den Sturm
Mir wühlen im flatternden Haare;
O wilder Geselle, o toller Fant,
Ich möchte dich kräftig umschlingen,
Und, Sehne an Sehne, zwei Schritte vom Rand
Auf Tod und Leben dann ringen!
Und drunten seh' ich am Strand, so frisch
Wie spielende Doggen, die Wellen
Sich tummeln rings mit Geklaff und Gezisch,
Und glänzende Flocken schnellen.
O, springen möcht' ich hinein alsbald,
Recht in die tobende Meute,
Und jagen durch den korallenen Wald
Das Wallroß, die lustige Beute!
Und drüben seh' ich ein Wimpel wehn
So keck wie eine Standarte,
Seh auf und nieder den Kiel sich drehn
Von meiner luftigen Warte;
O, sitzen möcht' ich im kämpfenden Schiff,
Das Steuerruder ergreifen,
Und zischend über das brandende Riff
Wie eine Seemöve streifen.
Wär ich ein Jäger auf freier Flur,
Ein Stück nur von einem Soldaten,
Wär ich ein Mann doch mindestens nur,
So würde der Himmel mir rathen;
Nun muß ich sitzen so fein und klar,
Gleich einem artigen Kinde,
Und darf nur heimlich lösen mein Haar,
Und lassen es flattern im Winde!
Mache dir Notizen zu deinen ersten Eindrücken, Fragen, Assoziationen, Deutungsansätzen.
Entscheidet gemeinsam, ob das zunächst jede*r für sich macht, ob ihr auch für die weitere Arbeit eine Gruppe bildet oder ob ihr ein kollaboratives Instrument (wie z.B. ein Etherpad) verwendet.
Zu Erinnerung: Zu den ersten Markierungen gehören auch Versnummerierung, Strophennummerierung, Markierung des Reimschemas mit Kleinbuchstaben, Markierungen für das Versmaß mit Akzentzeichen und senkrechten Strichen.
Einen Umweg zum Gedicht nehmen
Aufgaben – Fragen - Impulse
- Suche dir ein ruhiges Plätzchen und überlege im Anschluss an deine erste Lektüre des Gedichts:
Welche Rollenänderung wäre für dich eine Befreiung?
Welcher Mensch wärest du gerne in der Zukunft?
Welche Rolle in der Gesellschaft hättest du?
Was würdest du tun? Warum? Für wen?
Was würdest du nicht tun, was du jetzt tust?
Welchen mutigen Schritt bedürfte es, um in diese Rolle zu kommen?
Wie müsstest du dich ändern, um zu dieser Person zu werden?
Schreibe einen Text an diese Person: »Hallo, ich wäre gern wie du…«
Lest euch gegenseitig eure Texte vor; natürlich nur, wer will.
2. Befragt eure Eltern, eure Lehrer*innen, eure Trainer*innen oder andere erwachsene Menschen zum Thema »Lebensweg«:
Würdest du deinen Lebensweg als gerade bezeichnen?
Gibt es »Wegmarken«, also Ereignisse/ Zufälle/ Menschen/ persönliche Erfolge, die dich dazu gebracht haben, einen neuen, nicht geplanten Weg einzuschlagen?
Hast du in deinem Leben Menschen getroffen, deren Leben eine Wendung genommen hat? Wärest du ihnen gerne gefolgt?
Wenn du dein Leben noch mal leben könntest, an welcher Stelle deines Lebensweges wärest du anders abgebogen?
Würdest du dir wünschen, dass du bald an eine Weggabelung kommst und abbiegen kannst?
[Anmerkung für Lehrer*innen: Diese Schreib-Übungen können natürlich auch der Textlektüre vorausgeschickt werden.]
Mit anderen Augen lesen
Aufgaben – Fragen - Impulse
Lies das Gedicht »Am Turme« nun noch einmal. Mache dir anschließend zu folgenden Fragen Notizen und besprich sie mit deinen Mitschüler*innen:
- Fallen dir jetzt andere Dinge auf?
- In welchem Verhältnis stehen Realität und Wunschtraum?
- Welches Bild hast du nun von der Frau und ihrem Fühlen, Denken, Handeln?
Begegnung mit .... Christina Huch
Christina Huch, Jg. 1974, ist Lehrerin für Kunst und evangelische Religionslehre am Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium Köln und Moderatorin im Team »Gender und Diversität« der Lehrkräftefortbildung der Bezirksregierung Köln. Sie betreut außerdem die Homepage ihrer Schule, spielt gerne Klavier und macht Kunst in ihrem Atelier: www.Christina-Huch.de
- Das Magazin »Fluter« hat in einem Online-Dossier zum Thema »Gender« in verschiedenen Artikeln Schlaglichter auf das Thema geworfen. Überfliege die Startseite des Dossiers und lies die Teaser. Werte die Seite für dich aus und mache dazu Notizen:
- Welche 10 Teaser lösen bei dir spontan ein Gefühl aus: Interesse, mehr zu erfahren – Neugier, weil das Thema üblicherweise tabuisiert ist – Abneigung, weil das Thema sehr häufig thematisiert wird – usw.?
- Welche drei Artikel wählst du zum Lesen aus und warum?
Tauscht euch in Gruppen über eure ersten Eindrücke aus.
- Finde Mitschüler*innen, bei denen es eine Überschneidung bei der Artikelwahl gibt. Einigt euch auf einen Artikel, den ihr einzeln lest oder euch gegenseitig vorlest.
- Erschließt den Inhalt des Artikels, indem ihr
- Fachbegriffe, unbekannte Wörter und Redewendungen o.ä. klärt.
(In vielen Browsern lassen sich unbekannte Begriffe durch einen Doppelklick markieren. Danach kann man mit der rechten Maustaste eine »Suche im Internet« auswählen.) - den Artikel mit den eingeübten Methoden gründlich lest (Anmerkungen zu Schlüsselbegriffen, Fragen, Anmerkungen u.a.).
(In vielen Browsern lassen sich Internetseiten speichern und danach mit Anmerkungen versehen. Nutzt diese Möglichkeit zum intensiven Lesen und Markieren der Texte.)
- Stelle zu deinem Text nach folgendem Muster Fragen:
- für Informationen, die dir wichtig erscheinen: »Wusstest du, dass …?«
- für Positionen, die dir strittig erscheinen: »Bist du auch der Meinung, dass …?«
- für Gedanken, die dir im Anschluss an die Lektüre des Artikels kommen: »Fragst du dich auch, warum/ob/wie/wer/…?«
- Tauscht euch im Paar/ in der Gruppe über eure Ergebnisse aus.
- Präsentiert euren Text im Plenum. Dabei soll/en – je nach Textinhalt –
- das Thema des Textes und die Hauptaussagen deutlich werden,
- die wesentlichen Positionen der Autor*in/ der dargestellten Personen deutlich werden,
- die Relevanz des Themas/ der Informationen/ der Positionen für Euch oder/und alle Anwesenden deutlich werden.
Eine Printausgabe von »Fluter« hat das Thema »Geschlechter«. Ihr könnt es als PDF-Datei abrufen. Hier kann man sich als Ergänzung zum Online-Dossier weiter in das Thema einlesen.
Ein hervorragendes Sprungbrett für eine Recherche zum Thema LGBTQIA+ – wenn es vor allem um praktische Dinge, wie Vernetzung, Aktionen, lokales Engagement u.a. geht – ist die Seite des
Bundesfamilienministeriums, das regenbogenportal.de
Ideen entwickeln – das sagt sich so leicht. Aber wie kommt man auf gute Ideen? Aus dem Unterricht kennen wir das Brainstorming, wir kennen die Visualisierung im Cluster oder das Mindmap. Und auch, wenn nach einem solchen Sturm erst mal Flaute ist im Kopf – ein erster Schritt ist getan.
Methoden sind also ein ganz wichtiges Element, wenn man aktiv werden will. Meistens bringen eure Lehrer*innen Methoden mit in den Unterricht. Aber wie wäre es, wenn ihr nicht nur bei der Frage partizipiert, worüber in eurem Unterricht geredet wird, sondern auch wie?
Eine von vielen Methodensammlungen, die man im Netz findet, ist die »Methoden-Kiste« der Bundeszentrale für politische Bildung.
Welche Methoden für welchen Zusammenhang die besten sind, entscheidet sich von Situation zu Situation. Mit guten Methoden wird das gemeinsame Arbeiten nicht nur ergebnisreicher, weil sie zum Beispiel kreativitätsfördernd sind, sondern oft macht das Arbeiten dann auch mehr Spaß. Hat man das im Blick, wird auch das Suchen, Ausprobieren, Verwerfen, Wiederholen von Methoden zu einem Spiel – das auch noch der eigenen Aktion dient.
Kümmert euch also auch um das Wie? bei euren Aktionen und nicht nur um das Was? Und Warum? (Übrigens ist es im Unterricht ganz oft genau andersherum: Warum man eigentlich gerade lernt, ist oft nicht so ganz klar. Da bleibt dann oft nur die Klassenarbeit oder Klausur als Ziel.)
Fach- oder Koordinierungsstellen wie die »Fachstelle Queere Jugend NRW« gibt es in allen Bundesländern. Auf deren Seiten finden sich dann weitere Adressen (https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/methoden-kiste_aufl9_online.pdf) und regionale Stellen, an die man sich wenden und mit denen man zusammenarbeiten kann, z.B.: https://rubicon-koeln.de/.
Wer in eurem Bundesland zuständig ist, erfahrt ihr auf regenbogenportal.de.
An der Schule der Patin dieses Pads, Christina Huch, gibt es schon eine längere Tradition von Aktionen, Projekten, Veranstaltungen gegen Homo- und Transphobie. Das Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium in Köln ist nämlich Projektschule bei »Schule der Vielfalt«.
Auf dem eigens auf der Homepage der Schule eingerichteten Blog kann man sich inspirieren lassen, welche kleinen oder großen Dinge man für die größere Akzeptanz gegenüber geschlechtlicher und sexueller Vielfalt unternehmen kann:
Unterstützung bietet bei all diesen Projekten in NRW das Projekt »Schule der Vielfalt«.